Freiburg, 2. Februar 2024. Auch ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in der Südosttürkei und im Nordwesten Syriens ist Hilfe für die Menschen nach wie vor dringend notwendig, darauf weist Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, hin. "Der Wiederaufbau kommt in der gesamten Erdbebenregion aufgrund des riesigen Ausmaßes der Zerstörungen nur langsam voran. Immer noch sind viele Menschen gezwungen, in Behelfsunterkünften wie Zelten zu leben", fasst Oliver Müller die Situation zusammen. "Gerade jetzt in den kalten und nassen Wintermonaten ist das ein großes Problem. Die Betroffenen brauchen weiterhin unsere Unterstützung."
Im Nordwesten Syriens, der Region um Idlib, befindet sich die dortige Bevölkerung aufgrund des syrischen Bürgerkriegs ohnehin seit Jahren in einer sehr prekären Lage. 90 Prozent der rund 4,6 Millionen Bewohner war bereits vor dem Beben auf humanitäre Hilfe angewiesen, 72 Prozent konnten sich nicht ausreichend ernähren. Das Erdbeben vor einem Jahr hat die Situation weiter verschärft. Besonders die Wohnsituation ist dramatisch, in der jetzt fast zwei Millionen Menschen in untauglichen Zeltsiedlungen leben müssen.
Auch in den übrigen Landesteilen Syriens ist die Lage schwierig. Fast 13 Millionen Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, fast drei Millionen leiden Hunger. Besonders vom Beben betroffen sind Homs und Aleppo, wo die Erschütterungen zu weiteren massiven Zerstörungen geführt haben. Allein in Aleppo sind etwa 70 Prozent der Häuser und der Infrastruktur durch den Krieg und das Beben zerstört.
Im Südosten der Türkei, wo sich das Epizentrum des Bebens befand, sind rund 500.000 Menschen noch auf provisorische Containerunterkünfte angewiesen. Tausende haben die Region verlassen, das Erdbeben hat auch die Arbeitslosigkeit in dieser Region hochgetrieben; viele Geschäfte und Betriebe wurden zerstört und zahlreiche Nutztiere der Bauern kamen durch das Beben um. Caritas international hilft den Menschen daher mit Bargeldhilfen.
Gegenwärtig leistet das Hilfswerk mit den Partnern besonders Winterhilfen. Die Partnerorganisationen reparieren beschädigte Häuser und Wohnungen und setzen sie instand. In der Provinz Hatay errichtet das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbands mit den Partnern 362 Häuser, in denen die Menschen für eine Übergangszeit wohnen können. "Hier finden die Betroffenen, die zum Teil durch das Beben alles verloren haben, erst einmal ein neues Zuhause", erklärt Müller.
Darüber hinaus unterstützt Caritas international die Menschen mit rechtlichen Beratungen und psychosozialen Hilfen. "Das Erlebte wirkt bis heute nach, die erlittenen Traumata können nur mit professioneller Hilfe aufgearbeitet werden. Dabei helfen wir den Menschen", erläutert Müller.
Im Erdbebengebiet von Syrien unterstützen die Partner von Caritas international die Menschen in den Wintermonaten zudem mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Hygieneartikeln. Aufgrund der politischen Situation sind dort umfassendere Hilfen notwendig, wenngleich auch schwieriger zu leisten. Immer noch werden im Nordwesten von Syrien Trümmer des Bebens weggeräumt.
"Wir bleiben weiter an der Seite der Menschen in der Türkei und in Syrien", verspricht Oliver Müller. "Unsere Hilfen werden weitergehen." Caritas international hat bisher für die Erdbebenhilfe in beiden Ländern mehr als zehn Millionen Euro bereitgestellt. "Wir konnten den Erbebenopfern nur so umfassend helfen, weil uns die Spenderinnen und Spender dabei so großzügig unterstützt haben", erklärt Oliver Müller. "Dafür sind wir allen sehr dankbar." Der Leiter von Caritas international weist jedoch darauf hin, dass der Hilfebedarf aufgrund des riesigen Ausmaßes des Bebens auch nach einem Jahr längst nicht gedeckt ist.
Das Erdbeben der Stärke von 7,8 hat Schäden in Höhe von etwa 120 Milliarden Euro verursacht. Mehr als 50.000 Menschen in der Türkei, fast 10.000 in Nordwestsyrien verloren ihr Leben, rund 125.000 wurden verletzt. Hunderttausende Gebäude hat das Beben komplett zerstört oder beschädigt.
Hinweis an die Redaktion: Für Interviews stehen Ihnen Patrick Kuebart (Referatsleiter Nahost) und Regina Kaltenbach (Syrien-Referentin) gerne zur Verfügung. Regina Kaltenbach hält sich ab dem Wochenende in Syrien auf und könnte von vor Ort berichten.
Caritas international bittet um Spenden unter dem Stichwort
Nothilfe nach dem Erdbeben Türkei/Syrien
Caritas international
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02
BIC: BFSWDE33XXX
Sozialbank
www.caritas-international.de
Caritas international ist das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes. Dieser gehört zum weltweiten Netzwerk der Caritas mit 162 nationalen Mitgliedsverbänden.